- Geschrieben von: Renate Altenkirch
In Wasbüttel fanden im 2. Weltkrieg keine Kampfhandlungen statt, und es wurden keine Gebäude zerstört. Dennoch hinterließ dieser Krieg auch in Wasbüttel tiefe Spuren. Allein 22 gefallene junge Wasbütteler Männer (bei ca. 400 Einwohnern) werden auf dem Gedenkstein auf dem Friedhof genannt.
Mindestens weitere 50 Männer befanden sich als Soldaten im Kriegseinsatz. All diese Männer fehlten - nicht nur als Arbeitskräfte. Damals lebten die meisten Wasbütteler von der Landwirtschaft. Frauen, alte Männer und Kriegsgefangene aus verschiedenen Ländern mussten die Arbeit auf den Feldern und in den Ställen übernehmen. Den Gefangenen ging es hier relativ gut. Sie mussten zwar hart arbeiten, aber nicht um ihr Leben fürchten, und sie wurden versorgt. Deshalb konnten sich viele von ihnen einigermaßen frei bewegen.
Ab 1940 gab es in Wasbüttel einen »Erntekindergarten«. Er befand sich im heutigen Haus Siebrecht, Im Winkel 1. Dort wurden die nicht schulpflichtigen Kinder tagsüber betreut, damit die Mütter arbeiten konnten.*Da die Bauern bis dahin weitgehend mit Pferden geackert hatten, viele dieser Zugtiere aber für den Kriegseinsatz eingezogen waren, fielen sie für die Feldarbeit aus und mussten durch Ochsen und Kühe ersetzt werden. Wegen Materialknappheit wurde viel improvisiert.
In der zweiten Kriegshälfte, als Deutschland vermehrt bombardiert wurde, waren das VW-Werk in Wolfsburg und die Schleuse in Sülfeld häufig Ziele für Luftangriffe. Daher verteilte man in der Region Nebelfässer, die bei Gefahr durch austretenden Nebel die feindlichen Bomber irreführen sollten. Eine Nebelkompanie war in Wasbüttel auf dem Schützenplatz in einer eigens dafür gebauten Baracke untergebracht. Das Kommando hatte sich im Haus Siebrecht einquartiert.
In der Umgebung stürzte 1943 ein englischer Jagdbomber ab. Sechs der sieben Besatzungsmitglieder starben und wurden zunächst auf dem Wasbütteler Friedhof beigesetzt.
Arnold Glindemann war Ortsbauernführer. Er hatte die Ziele des Reichsnährstands (Lenkung der Landwirtschaft) bekannt zu machen und für deren Umsetzung zu sorgen. Zu Beginn des Krieges war für Soldaten mit Gestellungsbefehl auf seinem Hof Sammelstelle.
Seit 1929 war Heinrich Karsten Wasbütteler Bürgermeister. Er blieb es bis Kriegsende. Als die Siegermächte nach Wasbüttel kamen, setzten sie Heinrich Buhmann als Bürgermeister ein.
Während des Krieges kam es immer wieder zu Unregelmäßigkeiten im Schulunterricht. So ist den spärlichen Notizen in der Schulchronik zu entnehmen: »Vom 26.8. bis 3.9. war die Klasse durch Truppen belegt. Vom 15.9.39 besuchten die Kinder aus Ohnhorst und Gravenhorst die hiesige Schule.« In umgekehrter Weise beschulte man die Wasbütteler Kinder von November 1941 bis Juli 1943 auch in Gravenhorst, weil der örtliche Lehrer Kiemann in Isenbüttel Unterricht halten musste. Als Kiemann im September 1943 zur Wehrmacht eingezogen wurde, übernahm der Gravenhorster Lehrer den gesamten Unterricht.
Im Sommer 1945 war die Zahl der Schüler in der einklassigen Wasbütteler Schule durch die Kriegsflüchtlinge auf 111 Kinder gestiegen.
In den letzten Kriegsjahren gab es viele Einquartierungen von Städtern, die sich hier auf dem Land vor Bombenangriffen schützen wollten oder ihre Wohnung verloren hatten.
Zwangseinquartierungen kamen auf die Einheimischen zu, als im Winter 1944/45 viele Flüchtlinge in Wasbüttel eintrafen. Innerhalb kurzer Zeit verdoppelte sich die Einwohnerzahl, und alle mussten untergebracht werden. Noch 10 Jahre später hatte sich die Wohnsituation nur geringfügig verbessert.
Die Baracke der Nebelkompanie auf dem Schützenplatz wurde nach Kriegsende rund 10 Jahre als Kinderheim genutzt und anschließend noch viele Jahre von vier Mietparteien bewohnt.