- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Von der Urgeschichte bis zur Karolingerzeit
Zahlreiche Bodenfunde weisen an vielen Stellen im norddeutschen Raum eine Besiedlung bereits in urgeschichtlicher Zeit sowie die erste Landnahme in der jüngeren Steinzeit nach. Wichtige Zeugnisse dieser Zeit sind die Steingräber. Ein Nachweis einer frühen Besiedelung in Wasbüttel ist der Urnenfriedhof aus der vorchristlichen Eisenzeit (ca. 700 bis 450 v. Chr.) auf dem Pottberg.
Der Name des Landes Niedersachsen leitet sich vom alten Volksstamm der Sachsen ab. Die Sachsen siedelten zu Beginn unserer Zeitrechnung nördlich der Elbe im heutigen Holstein. Sie überschritten im dritten Jahrhundert n. Chr. die Elbe nach Süden. Die größte Ausdehnung erreichte das Stammesgebiet der Sachsen um 700 n. Chr., und zwar weit über die Grenzen des heutigen Niedersachsen hinaus.
In diese Zeit fällt auch die Gründung der Büttel-Dörfer in unserer Region - und somit auch die Gründung des Dorfes Wilradesbutile/Wasbüttel.
Die Christianisierung der Sachsen begann im achten Jahrhundert durch Missionare von den britischen Inseln. Die Bekannteste dieser Missionare ist Bonifatius.
Das Stammesgebiet der Sachsen war im Mittelalter in 60 bis 80 Gaue – weitgehend eigenständige, vom Adel organisierte Siedlungsverbände unterschiedlicher Größe – gegliedert. Wasbüttel gehörte zum Derlingau. Die Gaue waren ihrerseits zu Heerschaften zusammengeschlossen, die in Kriegszeiten unter den Befehl eines selbstgewählten Herzogs traten. Der bedeutendste der sächsischen Herzöge war der Westfale Widukind. Ihm gelang es, in lange währenden "Sachsenkriegen" gegen den Franken Karl den Großen den Gesamtstamm der Sachsen zu einen. Dennoch wurden die Sachsen nach einer vernichtenden Niederlage in das fränkische Reich eingegliedert.
Das brachte tief greifende Veränderungen, so z. B. die Einführung des Zehnten als Kirchensteuer sowie die Straffung der Verwaltung. Zur intensiven Missionierung wurde das Land mit einem Netz von Bistümern überzogen, u. a. das Bistum in Hildesheim. Die weltlichen und geistigen Zentren entwickelten sich bald zu wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkten.
Stammesherzogtum Sachsen
Den Verfall der karolingischen Reichsgewalt (Herrscher der Franken) ab Mitte des neunten Jahrhunderts nutzten einige sächsische Adelsfamilien dazu, ihren Besitz zu erweitern und ihren Einfluss auszubauen, um so die politische Führung zu übernehmen. Die Liudolfinger, die im Gebiet rings um den Harz und an der Oberweser begütert waren, brachten im zehnten Jahrhundert den größten Teil des Stammesgebietes unter ihre Führung. Mit der Wahl des Liudolfingers Heinrich I. zum deutschen König begann die Zeit der sächsischen Könige, die gut 100 Jahre bis 1024 währte. Damit begann für die Sachsen eine Zeit der raschen kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung. Zeuge der kulturellen Blüte ist z. B. die Michaeliskirche in Hildesheim.
In diese Zeit fällt die erste urkundliche Erwähnung des damals kleinen Bauerndorfes Wilradesbutile. Bischof des Bistums Hildesheim war der äußerst vermögende Bernward. Er gründete das Michaeliskloster in Hildesheim. Kurz vor seinem Tod stiftete Bernward sein gesamtes Vermögen, und dazu gehörten auch die Steuereinnahmen aus Wilradesbutile, dem Kloster. In der Stiftungsurkunde wird Wilradesbutile aufgeführt. Die Klosterkirche, die Michaeliskirche, ist heute Weltkulturerbe. Wasbütteler Bürger trugen somit zu deren Finanzierung bei.
Kursiv gekennzeichnete Zitate sind aus: https://www.mk.niedersachsen.de