- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Im Jahr 1649, gleich nach dem 30-jährigen Krieg, baute das damals noch kleine Dorf Wasbüttel in gemeinsamer Anstrengung eine Dorfschule in unmittelbarer Nachbarschaft der Kapelle. Die Kinder sollten »in der Zucht und Ermahnung zum Herrn auferzogen werden«. Die damals 26 Familien verpflichteten sich, einen Schulmeister zu unterhalten mit Schulgeld, Wiesen- und Gartenland, Feuerung und Getreide. Er wohnte mit im Schulhaus.
Ab 1874 musste eine Schulchronik geführt werden.
Der Lehrer Kahle (von 1889 bis 1905) war ein eifriger Schreiber. Er berichtete, dass ein Teil des Schulgebäudes um 1850 errichtet worden ist. Es kann angenommen werden, dass angebaut wurde, weil zur Zeit (Verkoppelung) die Anzahl der Häuser und somit die Einwohnerzahl stark anstieg. Der Lehrer beklagte, dass die Schule »ringsherum von Communikationswegen« umgeben ist und es keinen Hof gebe. Detailliert listete er seine Einkünfte auf, die aus freier Wohnung, freier Acker- und Wiesenlandnutzung bestand sowie einer festen Summe Bargeld, die das Schulgeld ersetzte. Er unterrichtete ca. 60 bis 70 Kinder.
Alle schulpflichtigen Kinder wurden in drei Abteilungen in einem Klassenraum von einem Lehrer unterrichtet. Auf dem Stundenplan der 1. Abteilung (Schulanfänger) standen Biblische Geschichte (4 Stunden), Schreiben (10), Lesen (6), Rechnen (2) und Singen mit einer Stunde. Erst in der 3. Abteilung wurde das Fächerangebot erweitert.
Die Konfirmation, und damit die Entlassung ins Arbeitsleben, fand am Sonntag vor Ostern statt. Nach zwei Wochen Osterferien wurden die Sechsjährigen eingeschult. Im Sommer gab es 21 Tage »Ernteferien«. Um den Michaelistag (29. September) gab es 2 Wochen Ferien, über Weihnachten 9 Tage.
Über einen Zeitraum von 25 Jahren (1909 bis 1935) gibt es keine Eintragungen in der Schulchronik. Die beiden Lehrer Stahmann und Goes lassen uns an der Entwicklung des Schullebens leider nicht teilhaben.
Der Lehrer Kiemann, der von 1936 bis 1946 in Wasbüttel unterrichtete, beschrieb, dass die Kinder während seiner Abwesenheit aus Krankheitsgründen oder als er für 2 Jahre zur Wehrmacht eingezogen war, in Schulen der umliegenden Dörfer mit unterrichtet wurden. Nach Kriegsende war die Einwohnerzahl stark gestiegen, und er unterrichtete vor- und nachmittags in einem Klassenraum 111 Schüler. Viele Kinder waren schlecht ernährt, Lernmaterial gab es so gut wie gar nicht. Das ist für uns heute ein unvorstellbarer Zustand.
Mit Beginn des Schuljahres 1946/47 übernahm Walter Stock die Leitung der Schule. Er stellte sich der enormen Herausforderung mit damals noch geduldeten Erziehungsmethoden und viel Idealismus. Er bot den Kindern Freizeiten in den Ferien, Ausflüge, Schulfeste und vieles andere mehr. Auch im Dorf bewegte er viel: Er setzte sich mit aller Energie für ein würdiges Gefallenenehrenmal ein, richtete eine beachtliche »900-Jahrfeier« aus, die allerdings genau genommen eine 929-Jahrfeier war.
Nach einem Jahr bekam er eine zweite Lehrkraft zugewiesen. Zu zweit unterrichtete man 1950 insgesamt bis zu 141 Schüler. Eine Erweiterung des Schulraumes war zwingend nötig. Der Rat entschied sich für einen Schulneubau, der im Sommer 1952 begonnen wurde. Im Januar 1954 wurde der Neubau mit zwei Klassenräumen und einem Gruppenraum feierlich eingeweiht.
Die Alte Schule wurde von der Realgemeinde erworben und zu dringend benötigtem Wohnraum umgebaut.
Nachdem sich die Wohnungssituation entspannt hatte, stand die Alte Schule mehrere Jahre leer und wurde im Jahr 2007 von der Gemeinde zurückgekauft. *Sie wurde aufwändig renoviert und wird heute als Gemeindebüro und Bürgerhaus genutzt.