- Geschrieben von: Fred Weidemann
In den Jahrzehnten vor und nach dem zweiten Weltkrieg waren die Vereine überwiegend in den Gaststätten der Dörfer beheimatet. Dort war in den Sälen genügend Platz für Sport und Veranstaltungen. Der allgemeine Sprachgebrauch dafür war »Vereinslokal«. Für den Schützenverein war dies über Jahrzehnte der Kastanienhof, wo mit dem Luftgewehr geschossen wurde. Das Schießen mit dem KK-Gewehr – was zu bestimmten Anlässen stattfand (z. B. das Königsschießen) - fand im Ackerrähmen neben dem Friedhof statt. Dort war eine Vertiefung mit einer Deckung aus Mauerwerk angelegt.
Nach dem zweiten Weltkrieg begann es für den Schützenverein 1948 mit der sogenannten »Jungen Gesellschaft«, die als erstes ein Fest nach Art der vorherigen Schützenfeste veranstaltete. Es folgte dann 1952 die Wiederbegründung des Schützenvereins.
Seit dieser Zeit war man bemüht, einen Schießstand zu bauen, weil der KK-Stand nicht mehr zugelassen wurde. Mehrere Versuche wurden unternommen. Es sollten z. B. KK-Stände im Anschluss an den heutigen Festplatz und im »Hühnerloch« (damals eine Lehmkuhle rechts am Martinsbüttler Weg hinter dem ersten Klärteich) erstellt werden. Alle Versuche scheiterten wegen fehlender Arbeitsbereitschaft der Mitglieder. Ab 1963 musste der Schützenverein in die Schule ausweichen, weil aus dem Saal des Kastanienhofes eine Tanzbar wurde. Geschossen wurde dort zuerst im Kellergang neben den Duschräumen und dem Heizungsraum, später dann im Keller vom Anbau der Schule. 1975 erfolgte ein Generationenwechsel im Vorstand. Der Verein stabilisierte sich, die Mitgliederzahl stieg. Als erstes wurde der Keller 1975 verschönert und 1980 erweitert. Er blieb aber ein Provisorium und ein KK-Stand fehlte immer noch. Im März 1982 stellte der Verein einen Antrag an die Gemeinde für den Bau eines neuen Schützenheimes, in dem schon die geplanten Räumlichkeiten, die voraussichtlichen Kosten, der Standort und die Vorgehensweise aufgezeigt waren. Die Gemeinde fasste schon am 14.05.1982 mit großer Mehrheit den Beschluss, das Vorhaben finanziell zu unterstützen.
Danach traf der der Schützenvereins alle notwendigen Vorkehrungen. Mit der Gemeinde wurde die Gebäudeplanung, die zu erwartende finanzielle Belastung sowie die Standortfrage abgestimmt. Ein Bauausschuss wurde gewählt und finanzielle Rücklagen gebildet. Um die Arbeitsleistung sicherzustellen, wurde eine Mitgliederbefragung durchgeführt. Danach hatten sich von 154 Befragten 116 Mitglieder dazu schriftlich verpflichtet.
Am 01.06. 1984 erfolgte der erste »Baggerbiss«. Für den Verein begann die Arbeit am 05.06. mit der Aushebung der Streifenfundamente des KK-Standes. Durch einen für den Baufortschritt glücklichen Umstand – in Baden-Württemberg fand bis zum 02.07.84 ein Metallarbeiterstreik statt, der auch die Produktion im VW-Werk still legte – konnte auch wochentags gearbeit werden. Dadurch ging alles sehr schnell. Am 23.06.84 fand die Grundsteinlegung statt und nach nur 10 Wochen Bauzeit wurde am 10.08.84 Richtfest gefeiert. Es folgten dann die Dacheindeckung, die Verklinkerung mit gesamter Verfugung, so dass schon Anfang Oktober der Bau »winterfest« war.
Durch die Arbeitseinteilung nach Gewerken ging es auch beim Innenausbau schnell voran. Während der gesamten Bauphase versorgten die Schützendamen die Helfer jeden Arbeitstag mit einem herzhaften Frühstück und erledigten in den letzten Wochen die Reinigungs- und Einrichtungsarbeiten. Nach nur 13 Monaten Bauzeit war das Gebäude einschließlich der Außenanlagen komplett fertiggestellt. In dieser Zeit wurden von 107 Mitgliedern 12.500 Arbeitsstunden geleistet. Die Materialkosten für die Gemeinde betrugen 330.000 DM. Für den Schützenverein ergaben sich Kosten von 40.000 DM. Am 20.07.1985 wurde die Einweihung gefeiert. Alle geladenen Gäste würdigten die Leistung und waren beeindruckt von den modernen Schießanlagen und der schönen Einrichtung.
Von Fred Weidemann