- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Baracke für die Nebelkompanie
Als sich nach den Anfangserfolgen der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg das Blatt wendete, wurde im vorderen Bereich des Wasbütteler Schützenplatzes eine lange Baracke für die Soldaten der Nebelkompanie errichtet. Bei feindlichen Luftangriffen sollten die Soldaten mögliche Angriffsziele wie die Sülfelder Schleuse und das VW-Werk einnebeln.
Waisenheim des Deutschen Roten Kreuzes
Mit dem Ende des Krieges waren die Soldaten verschwunden. Ab Frühjahr 1946 nutzte das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Gifhorn, die Baracke 9 Jahre lang als Waisenheim.
In zwei ungefähr je 20 m² großen Schlafräumen standen Stahlrohr-Etagenbetten mit Wolldecken zum Zudecken für rund 30 Kinder. Schränke gab es nicht. Für das nächtliche Geschäft stand vor den Zimmern auf dem langen Flur jweils ein Eimer, der morgens ausgeleert werden musste.
Es gab einen Essraum, einen Tagesraum, einen Waschraum, eine Küche, Räume für Heimleitung und Betreuerinnen sowie Lagerräume. Das Plumpsklo befand sich außerhalb.
Die Kinder zwischen drei und 14 Jahren, die hier für einige Wochen oder auch mehrere Jahre lebten, waren keine Waisenkinder. Der Grund für ihren Aufenthalt in Wasbüttel waren familiäre Probleme, die vor allem durch die Not der Nachkriegszeit begründet waren. Viele Elternteile waren alleinerziehend, hatten hier keine Verwandten und mussten z. B. bei Krankheit ihre Kinder eine Zeitlang hier unterbringen.
Die Kinder waren - der Zeit entsprechend - einfach untergebracht. Die Baracke wurde mit Kanonenöfen geheizt, die das schlecht isolierte Gebäude im Winter nur notdürftig erwärmen konnten. In der Küche stand ein Feuerherd, auf dem in großen Töpfen einfaches Essen gekocht wurde mit dem, was gerade da war. Täglich gab es einen Löffel Lebertran. Es gab Dienste für die Kinder für alle möglichen anfallenden Arbeiten, beispielsweise für Abwaschen und Abtrocknen.
Im Waschraum gab es immerhin einen Wasserhahn für kaltes Wasser, das zum Waschen in Blechschüsseln gefüllt wurde. Jedes Kind hatte eigenes Waschzeug. Gebadet wurde einmal wöchentlich. Das Wasser dafür wurde auf dem Küchenherd heiß gemacht.
Die Kleidung stammte meist aus der Kleiderkammer des Roten Kreuzes. Sie wurde in der Baracke gewaschen und repariert. Das erledigten Frauen aus dem Dorf.
Den Kindern wurde der Aufenthalt im Heim mit den wenigen vorhandenen Mitteln so angenehm wie möglich gemacht. Ostern, Weihnachten oder der Maifeiertag wurden gefeiert, es gab Ausflüge wie z. B. den Besuch eines Zirkusses. Das große Gelände und der Wald hinter dem Schützenplatz boten den Kindern gute Spielmöglichkeiten im Freien.
Die Kinder gingen in Wasbüttel zur Schule. Sobald sie aus der Schule entlassen und konfirmiert waren, mussten sie das Heim verlassen und arbeiten gehen.
Wohnungen in der Baracke
Mit dem Ablauf des Pachtvertrages für das Gelände wurde das Waisenheim aufgelöst. Die Baracke wurde danach als Wohnung für vier Mietparteien genutzt. 1973 wurde die Baracke nach einigen Jahren Leerstand abgerissen.