- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte jeder Hof sein eigenes kleines Backhaus, das aus Feuerschutzgründen abseits des Hauses gebaut war.
Im Zuge der Verkoppelung in den 1850er Jahren wurde ein Grundstück der Realgemeinde (Eigentümergemeinschft von 25 Hofstellen) ausgewiesen, auf dem ein gemeinschaftliches Backhaus gebaut werden sollte. Dem Plan kam der Bauer Ernst Hotop zuvor, indem er auf seinem Wiesengrundstück ein Backhaus errichtete (später Bäckerei Bartsch). Ein Bäcker backte dort für das Dorf das Brot. Kuchenteige bereiteten die Bäuerinnen zu Hause zu und ließen sie beim Bäcker abbacken.
Rudolf Bartsch kauft die Bäckerei
Die Bäckerei gehörte später der Gemeinde/Realgemeinde.
1911 kaufte sie Rudolf Bartsch für seinen 28jährigen Sohn Otto. Es erfolgten Umbauten sowie der Neubau eines Backhauses mit Stallungen.
Otto Bartsch heiratete 1914, wurde im selben Jahr als Soldat eingezogen. Seinen Sohn Werner lernte er nicht mehr kennen, denn er fiel im 1. Weltkrieg. Ottos Ehefrau Anna führte die Bäckerei mit Hilfe des Gesellen Wilhelm Erhardt weiter, den sie später auch heiratete.
Der 15jährige Werner Bartsch machte eine Bäckerlehre in Braunschweig und arbeitete anschließend in zwei Betrieben. Er bestand die Prüfung zum Bäckermeister.
Angebotsergänzung durch Kolonialwaren
Als Werner Bartsch 1939 die Bäckerei in Wasbüttel übernahm, erhielt er die »Genehmigung zur Übernahme der Kolonialwarenhandlung, die mit Ihrer Bäckerei verbunden ist«. Zwischen den Weltkriegen war somit eine Geschäftserweiterung erfolgt. Schon vor dem 2. Weltkrieg gab es eine Erlaubnis zum Handel mit sämtlichen Tabakerzeugnissen.
Nach dem Krieg durfte Bartsch ab 1949 im »Gemischtwarengeschäft mit Papierwaren handeln«, ab 1951 Kleinhandel mit Branntwein betreiben, und war ab 1956 berechtigt, eine Milchverkaufsstelle zu leiten.
1955 wurde das alte Wohnhaus abgerissen und mit modernen Geschäftsräumen an gleicher Stelle wieder aufgebaut.
Das Geschäft war mittlerweile der EDEKA-Handelskette angeschlossen. Aus gesundheitlichen Gründen schloss Werner Bartsch 1962 die Bäckerei. Das Gemischtwarengeschäft betrieb seine Frau Erika weiter. Backwaren lieferte die Bäckerei Bethe aus Isenbüttel. Dort lernte auch der Sohn Jürgen Bartsch. Nach Beendigung der Ausbildung backte er ab 1965 in der Bäckerei des Vaters. Im Jahr 1969 bestand er die Meisterprüfung als Bäcker.
1974 übernahmen Jürgen Bartsch und seine Frau Ingrid den Betrieb. Die Verkaufsräume und das Sortiment wurden erweitert. Es gab eine Frischetheke mit Wurst- und Käsewaren sowie ein Eduscho Kaffee-Depot.
Im März 1980 wurden Bäckerei und Einzelhandel aufgegeben, denn damals gab es in Wasbüttel vier Lebensmittelgeschäfte. Die Geschäftsräume wurde zur Wohnzwecken umgebaut.