- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Erste Fleischerei öffnet kurz vor dem Krieg
Im Vergleich zu heute hatte die Hausschlachtung früher einen sehr hohen Stellenwert, war doch die Versorgung von Fleisch einzig und allein durch selbst aufgezogene Schweine und Rinder, Geflügel, Kaninchen und Schafe gewährleistet.
Die erste Fleischerei wurde in den 1930er Jahren von Willi Weidemann eröffnet (später Fleischerei Heinze, siehe S. @).
Nach dem 2. Weltkrieg war die Versorgungslage schlecht, somit zog fast jeder Haushalt ein Schlachtschwein groß. Erst mit wachsendem Wohlstand wurde das Hausschlachten aufgegeben. Mittlerweile sind die gesetzlichen Bestimmungen derartig verschärft, dass sogar die meisten Fleischereibetriebe nicht mehr selbst schlachten.
In der Regel wurden größere Tiere in den Wintermonaten von einem Hausschlachter geschlachtet, der auch für das Zerlegen des Tieres und für das Wurstmachen zuständig war.
Hausschlachten macht viel Arbeit
Da gab es eine Menge Arbeit im Vorfeld. Es mussten Gewürze, Salz, Grütze, Wurstband, dicke Zwiebeln, Dosen und Deckel oder Gläser für die Weichwurst besorgt werden. Dann wurde das Schlachtegeschirr sauber gemacht, dazu gehörten Holzmollen, Zinkwannen, große Schalen und Töpfe und der Kessel.
Am Schlachtetag kam der Schlachter schon vor 7 Uhr. Dann mussten 80 Liter Wasser im großen Kessel mit Holzfeuerung bereits heiß sein.
Das Schwein wurde mit mittels eines Bolzenschussgerätes betäubt und anschließend an der Halsschlagader abgestochen, dabei das Blut zur weiteren Verwendung aufgefangen. *Nach dem Abbrühen schabte man die Borsten ab und hängte das Tier an den Hinterbeinen auf. Es wurde aufgeschnitten und die Innereien herausgenommen; alle Teile fanden Verwendung.
Ein Fleischbeschauer musste jedes Schwein auf Parasitenbefall (Trichinen) begutachten und für die Weiterverarbeitung freigeben.
Alles wird verarbeitet
Das Schwein wurde anschließend zerlegt und die einzelnen Teile für Schinken, Pökelfleisch, Speck, Wurst oder für den frischen Verbrauch zurechtgeschnitten. Frisches Fleisch gab es nur in den Tagen nach dem Schlachten, denn man hatte noch keine Haushaltstiefkühlgeräte.
Dennoch wurde nichts weggeworfen, alles wurde verarbeitet. Sogar der gereinigte Magen und die Därme fanden Verwendung.
Größere Fleischstücke wurden gepökelt und getrocknet oder geräuchert (Schinken, Kasseler Rippenspeer)
Der Speck wurde gepökelt und geräuchert , das Fett ausgelassen zu Schmalz und Grieben.
Für jede Wurst gab es bestimmte Fleischstücke. Mettwurst wurde aus rohem, gewürzten Mett hergestellt und luftgetrocknet oder geräuchert. Aus gekochten und rohen Zutaten stellte man Leber- und Blutwurst her, um sie in Därme gefüllt zu kochen oder in Dosenabfüllung zu sterilisieren. Sülze und Grützwurst wurden ebenfalls in Gläser oder Dosen gefüllt und sterilisiert. Aus Resten und Knochen ließ sich Brühe kochent.
Am Schlachttag kamen viele Verwandte und Bekannte zum Schlachteessen, es war ein richtiges Festessen. Kinder brachten den Nachbarn auch etwas: meist eine Kanne Brühe mit Einlage, kleine Würste, Mett, Pottwurst. Wenn der Nachbar schlachtete, bekam man etwas zurück. Dadurch gab es für alle häufig frisch Geschlachtetes.