- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Die Geschichte des Gasthauses beginnt in der Mitte des 19. Jahrhunderts, wann genau, ist unbekannt. Heinrich Ernst Brandes richtete sich damals in Wasbüttel eine kleine Abbauerstelle ein. Weil er nicht genug Land hatte, um nur von Ackerbau und Viehzucht zu leben, betrieb er nebenbei eine Gastwirtschaft. Schon um die Jahrhundertwende hatte die Gaststätte einen Saal.
Eine Zeitlang führte seine Tochter Minna, verheiratet mit dem Viehhändler Hermann Meineke, die Gaststätte weiter. In dieser Zeit wurde der Saal vergrößert und um ein Stallgebäude verlängert. Die Gebäude stehen immer noch. Schon zu dieser Zeit, Anfang des 20. Jahrhunderts, gab es neben der Gastwirtschaft eine »Posthilfstelle«. Hier konnte man einfache Postdienste in Anspruch nehmen. Es gab auch bald eine öffentliche Fernsprechstelle.
Das Ehepaar Meinecke verkaufte 1910 an Fritz Hinze, über den hier im Dorf wenig bekannt ist. Hinze fiel im 1. Weltkrieg. Seine Witwe verkaufte den Gasthof an den Wasbütteler Ernst Hausmann, der von 1919 bis 1926 Besitzer war.
Hausmanns Nachfolger wurde Heinrich »Heini« Alpers. Zu dessen Zeit lief die Gaststätte - mit Ausnahme der Kriegsjahre - gut. Im einzigen Saal des Dorfes wurden große Familienfeiern sowie Tanzvergnügen fürs ganze Dorf und Schulweihnachtsfeiern gefeiert. Der Tanzlehrer unterrichtete hier die Dorfkinder. Regelmäßig gab es Vorstellungen eines Wanderkinos.
In der Gaststube trafen sich die Männer des Dorfes zum Karten spielen oder am Stammtisch.
Dem Männerturnverein standen im Saal Geräte wie Barren, Reck, Ringe und Pferd zur Verfügung, die Schützen stellten zum Training ihre Zielscheiben auf.
Der Hof vor der Gaststätte war damals größer und von einer halbhohen Mauer umgeben. Für das Schützenfest stellte man dort ein großes Zelt auf, in dem gefeiert wurde. Ein Plumpsklo gab es nur im Stallbereich von außen zu begehen.
Aus gesundheitlichen Gründen verpachtete Alpers die Gaststätte von 1953 bis ca. 1958 an Willy Königsdorf, bis sein Sohn Heinrich/»Heinz« Alpers die Gaststätte übernehmen wollte. Es wurde ein großer »Clubraum« angebaut und der Saal modernisiert. Erstmals gab es Toiletten mit Wasserspülung und eine fest installierte Bühne.
1963 eröffnete Heinz Alpers im Saal die legendäre Tanzbar »Trokadero« mit Diskokugel und UV-Licht, die junge Leute aus dem ganzen Umkreis anlockte - bis 1967. Die Gaststätte hieß nun »Kastanienhof«.
Der »Kastanienhof« hat eine wechselvolle Geschichte:
Mit dem Ende der Tanzbar stand dem Dorf der Saal wieder zur Verfügung. Heinz Alpers verpachtete die Gaststätte und verkaufte sie schließlich 1973 an seinen Freund und Nachbarn Wilfried Ente/Beltau. Der neue Besitzer renovierte das Haus und verpachtete die Gaststätte an seine Schwester Waltraut Schewe/Templin.
Beltau verkaufte die Immobilie bereits 1974 weiter an die Brauerei Wolters, die weiterhin verpachtete.
Bereits 1979 verkaufte die Brauerei die Gaststätte an den Wasbütteler Egon Ehnte. Ehnte verpachtete anfangs, bis er 1985 aus dem VW-Werk ausschied. Von da an betrieb er die Gaststätte selbst. Er wohnte selbst nicht im Haus, sondern vermietete dort Wohnungen, die er in dem großen Gebäude nach und nach ausbaute.
Seit 2008 fanden im Saal keine Veranstaltungen mehr statt, die Gaststätte wurde 2014 geschlossen.
2014 kaufte die Samtgemeinde Isenbüttel die Immobilie. Der neue Besitzer Marcel Kramer (seit 2021) will sie für seine Rummanufaktur »Black Palm« nutzen und zu Wohnungen umbauen.