- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Posthilfstellen (damals »Posthülfstellen«) waren Einrichtungen der Post im 19. Jahrhundert, die an Privatleute vergeben wurden, um den Postdienst auf dem »flachen Land« zu gewährleisten, ähnlich den Postagenturen aus der heutigen Zeit. Sie wurden im Deutschen Reich ab 1898 flächendeckend eingerichtet.
Ende November 1904 wurde Wasbüttel an das Fernsprechnetz angeschlossen. Es konnten am 28. Nov. 1904 beim Gastwirt Meineke die ersten Gespräche stattfinden.
Auf einem Foto des Gasthofes Meineke (später »Kastanienhof«), das vor 1907 entstanden ist, ist ein Schild für den »öffentlichen Fernsprecher« zu erkennen sowie ein weiteres Schild, das auf späteren Fotos eindeutig als Schild für eine »Posthülfstelle« zu erkennen ist. Es kann somit angenommen werden, dass beide Einrichtungen 1904 vom Gastwirt Hermann Meineke eingerichtet wurden.
Die weiteren Besitzer des Gasthofes, Fritz Hinze (1910 – 1919), Ernst Hausmann (1919 – 1925), Heini Alpers (1925 – 1962) und Heinz Alpers (ca. 1962 - 1973) hielten als »Hilfsposthalter« die Einrichtung bis 1969 aufrecht. Die Dorfbewohner konnten hier Postwertzeichen kaufen, Formblätter erhalten und Briefe sowie Pakete aufgeben.
Die Postzustellung erfolgte zu Fuß. Heino Fründt berichtet: »Die Post kam zwei Mal täglich mit dem Zug am ehemaligen Bahnhof Isenbüttel-Dorf an. Marie Hausmann ging mit ihrer Einachskarre bei Wind und Wetter zu Fuß zweimal täglich zu diesem Bahnhof, um die gesamte Post für Isenbüttel und Wasbüttel abzuholen. In der Gastwirtschaft Süpke gegenüber der Kirche hatte sie ein Zimmer, in dem sie die Post für die Orte Isenbüttel und Wasbüttel trennte. Anschließend ging es zu Fuß weiter nach Wasbüttel. Hier stellte sie die Post in Wasbüttel zu.«
Die Poststelle II in Wasbüttel übernahm Marlies Fründt 1969. Sie berichtet aus dieser Zeit:
»Zu der Zeit wohnten wir in der Hauptstraße 9 in Wasbüttel auf einem ehemaligen landwirtschaftlichen Hof mit leerstehenden Stallgebäuden. Aus einem Teil des Stalles sollte der passende Raum für den Postbetrieb entstehen.
Am 01.06.1969 begann zuerst der Postbetrieb bei uns im Wohnhaus. Am Vortag holten Heino und Dieter Knospe das Postinventar von Alpers ab: zwei Steckschränke, einen Schreibtisch und den Safe.
Anfangs wurde der Schalter von einem Bügelbrett dargestellt, genau an der Tür. Die zwei Steckschränke dienten uns zum Briefe sortieren.
Eine Zustellerin, Emmi Möhle, war bei Heinz Alpers schon tätig. Die Zustellung erfolgte zu der Zeit mit dem Fahrrad. Ich habe dreizehn Jahre neben der Schaltertätigkeit mit zugestellt. 1971 fing Hanni Knospe als Zustellerin an, und als das Dorf größer wurde, kam 1982 Ulrike Eggeling als neue Kollegin hinzu. Ab da kümmerte ich mich nur noch um den Schalter. Das Sortieren der Briefpost, Pakete und Päckchen verlegte man Ende der neunziger Jahre nach Calberlah.
In drei Jahrzehnten gab es eine Entwicklung, die eine Poststelle in der bisherigen Form, nicht mehr aufrechterhalten ließ. Nach und nach wurden alle Postfilialen aufgelöst.
Meine Poststelle wurde 1998 geschlossen.«
Die Deutsche Post bemühte sich überall, die Annahmestelle der Post in einem Geschäft unterzubringen. In Wasbüttel übernahm das Lebensmittelgeschäft Buchroth diese Dienstleistung von 1998 bis 2005.
Anschließend gab es noch von 2006 bis 2010 eine Annahmestelle für die Post bei Horst Eckert im Pommernring.
Danach war die Post in Wasbüttel nur noch Geschichte.