- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Die Schmiede Scheller wurde 1919 von Ernst Scheller sen. gebaut, sein Sohn Ernst Scheller jun. führte sie in zweiter Generation bis zu seinem Tod im Jahre 2010.
Ernst Scheller sen. (geb. 1886) war der jüngere Bruder des Hoferben Heinrich Scheller (Hof Nr. 38, jetzt Calberlaher Straße 23). Er begann 1900 eine Schmiedelehre und beendete sie mit einem Hufeisen als Gesellenstück. Er konnte 1919 ein Grundstück, eine ausgebeutete Sandgrube, günstig von der Realgemeinde kaufen und baute dort zuerst eine kleine Schmiede, dann eine Scheune/Stall für eine kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb und zuletzt das Haus Nr. 48 mit zwei Wohnungen.
1920 heiratete Ernst Scheller Martha Buhmann vom Hof Nr. 24, jetzt Hauptstraße 1, 1922 erlangte er den Meistertitel.
Neben dem Hufbeschlag für Pferde und Ochsen zog er Eisenreifen auf Holzräder und stellte landwirtschaftliche Maschinen und Geräte her wie Pflüge, Eggen, Sensen, Ketten, Türbeschläge und vieles mehr. Auch die Wartung und Reparatur gehörte dazu. Er verlegte auch Selbsttränken in Kuhställen. Das Feuer in der Esse war immer voll im Gang.
Das Paar hatte zwei Kinder, Magdalena, geb. 1922, verh. Denecke, und Ernst, geb. 1924.
Schmied Ernst Scheller jun.
Ernst Scheller jun. lernte im väterlichen Betrieb und wurde 1948 Schmiedemeister. 1950 heiratete er Inge Wiweky aus Gravenhorst, fünf Jahre später übernahm er die Schmiede. In den 1950er Jahren, zuletzt 1958, wurde die kleine Schmiede umgebaut und erhielt ihr heutiges Aussehen.
Zu dieser Zeit begann der Aufschwung der Trecker, die in der Schmiede repariert und gewartet werden mussten. Dafür war die alte Schmiede viel zu klein. 1957 kaufte Scheller die Ohnhorster Schmiede, in der der Geselle Günter Gnoth arbeitete. Die Ohnhorster Filiale blieb nur bis 1970 in Betrieb, weil dort nur kleine Arbeiten ausgeführt werden konnten.
Durch die rasante Entwicklung im Maschinenbau nach dem 2. Weltkrieg wurden die Schmiedearbeiten im herkömmlichen Sinn immer weiter zurückgedrängt.
Scheller verkaufte nun Landmachinen wie Trecker, Drillmaschinen, Selbstbinder, Grasmäher, Mähdrescher, ... und reparierte sie.
In den 1950er Jahren entwickelte und baute Ernst Scheller aus Hochdruckfässern Spritzen für flüssige Pflanzenschutzmittel und verkaufte sie im weiten Umkreis.
Er vertrieb und installierte in den 1960er Jahren auch Melkmaschinen.
Als nach dem Krieg immer mehr Haushalte fließendes Wasser ins Haus legen ließen und Badezimmer einbauten, wurde Heizungs- und Sanitärtechnik die nächste große Betriebserweiterung.
Zuerst verlegte Scheller Wasserleitungen, später baute er auch Thermen für Warmwasser in Bäder und Küchen ein, die mit Propangas beheizt wurden. Dafür mussten Gasleitungen verlegt werden. Später übernahm der Betrieb auch den Einbau von Zentralheizungen. Der Geselle Kurt Stolzenburg war für diese Gewerke zuständig und kannte bald (fast) jeden Wasbütteler Haushalt.
Ernst Scheller bildete im Laufe der Jahre 41 Lehrlinge aus. Er engagierte sich in der Schmiede-, später Metallinnung und hatte 25 Jahre das Amt des Obermeisters inne. Zuletzt war er Ehrenobermeister.
Er war Mitglied in allen Vereinen Wasbüttels, lange Zeit Vorsitzender der Chorgemeinschaft und wurde 2008 zum ersten Ehrenbürger Wasbüttels ernannt.
Ernst Scheller starb 2010 im Alter von 86 Jahren an den Folgen einer schweren Krankheit.
Die Schmiede wurde geschlossen.