Im 9. Jahrhundert wurde im Zuge der Christianisierung/Ausbreitung des Christentums (ab Anfang des 8. Jahrhunderts) das Land mit Bistümern überzogen.
Wasbüttel gehörte zum Bistum Halberstadt. Die Halberstädter Bischöfe ließen mehrere Urkirchen errichten, eine davon in Meine. Zum Meiner Zuständigkeitsbereich gehörte auch Isenbüttel. Urkundlich lässt sich eine Marienkirche in Isenbüttel erstmals 1266 belegen.

Ältestes Zeugnis der Wasbütteler Kirchengeschichte ist das kleine Kapellengebäude, das wohl spätestens um 1500 entstand. Schriftlich nachgewiesen ist es erstmals um 1675.
Das Dorf zählte vermutlich schon in vorreformatorischer Zeit zum Kirchspiel1) Isenbüttel. Weitere Dörfer dieses Kirchspiels sind zurzeit Ribbesbüttel und Ausbüttel. Bis 1926 gehörte auch Martinsbüttel dazu (jetzt Meine), bis 1968 Calberlah, jetzt eigenständige Kirchengemeinde.
Im Jahr 1734 schrieb der Isenbütteler Pastor: »Dreymahl im Jahr ... nach Ostern Pfingsten und Michäelis wird öffentlicher Gottes-Dienst« in der Kapelle gehalten. Auch in der zweiten Hälfte des 19. Jh. feierte die Gemeinde »3mal im Jahre Gottesdienst und Communion in der Capelle«.

Nach dem Krieg war die Nutzung der Kapelle eingeschränkt. In einem Zeitungsartikel anlässlich von 1951 heißt es: »„... werden auf Wunsch der Einwohner noch heute des öfteren Trauungen und goldene Hochzeiten in der alten Kapelle abgehalten. ...«
Rechtzeitig zur 900-Jahrfeier wurde sie renoviert.

Die Gründung einer eigenen Kapellengemeinde2) war Anfang des 20. Jahrhunderts beabsichtigt, es wurde aber nie ein Kapellenvorstand gewählt. Zwar existierte die Kapellengemeinde im Grundbuch als Eigentümerin der Wasbütteler Kapelle - ein Vorgriff des damaligen Bürgermeisters - darüber hinaus trat sie jedoch nicht in Erscheinung.
Wegen der unklaren Besitzverhältnisse teilten sich die politische Gemeinde Wasbüttel und die Kirchengemeinde Isenbüttel Anfang der 1980er Jahre die Kosten für eine umfangreiche Sanierung der Kapelle.
2015 wurde die Kapellen­gemeinde Wasbüttel schließlich aus dem Grundbuch gestrichen, und die Kapelle ging auf die politische Gemeinde über.
Die Kirchengemeinde ist für die Innengestaltung der Kapelle zuständig.

Anlässlich dieser großen Sanierung dokumentierte Pastor Cramm 1981: »In der Alten Kapelle finden ziemlich regelmäßig Gottesdienste (meist morgens um 9:00 Uhr) statt, Karfreitag und Ewigkeitssonntag nachmittags - mit Heiligem Abendmahl, Silvester 18:00 Uhr und sonst alle 14 Tage. Trauungen sind öfter in der Alten Kapelle, Taufen selten, da eine Taufschale fehlt (Frau Bürgermeister Müller hilft dann mit einer Silberschüssel aus). Im Sommer ist der Frühgottesdienst sehr angenehm, im Winter fällt es den jungen Leuten mit dem Aufstehen schwer, auch ist es meist kühl bis kalt, da die Heizung sehr teuer ist.«
Deshalb wurden damals nicht nur ein neuer Altar und neue Bänke angeschafft, sondern auch ein Taufstein und eine Fußbodenheizung eingebaut.

Bis heute werden in der schlichten Kapelle regelmäßig Gottesdienste, Taufen, Trauungen durchgeführt. Es gibt in Wasbüttel zudem einen Besuchsdienstkreis für Senioren ab 80 Jahre, ein Kirchencafé nach dem Gottesdienst sowie einen Open-Air-Gottesdienst am Heiligen Abend auf dem Nachbarhof Hotop.

In Isenbüttel findet das eigentliche Gemeindeleben der St.-Marien-Kirchengemeinde Isenbüttel statt.

1): Kirchspiel: Bezirk mit mehreren Siedlungen, wo ein Pfarrer die kirchlichen Amtspflichten ausübt
2): Kapellengemeinde - Unterorganisation für einen Ort mit Kapelle ohne Pastor. Siehe auch: https://kirchengemeindelexikon.de/einzelgemeinde/wasbuettel

 

Von Renate Altenkirch