- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Die Wasbütteler Eltern waren früher den ganzen Tag - meist in der Landwirtschaft - beschäftigt. Zeit zum Spielen hatten sie kaum. Sie arbeiteten zu Hause, die Türen standen den Kindern offen und Wasbüttel war nicht so dicht bebaut wie heute - gute Voraussetzungen für freies Spiel der Kinder.
Wann immer es das Wetter zuließ, wurde draußen gespielt. Jungen und Mädchen spielten zwar vieles nach Geschlechtern getrennt, aber Alters- oder soziale Unterschiede waren unerheblich. Die Dorfkinder spielten alle zusammen. Es gab kein Telefon. Man musste sich in der Schule verabreden oder sich nachmittags Spielkameraden suchen. Mannschaftsspiele wie Völkerball, Schlagball oder Sing- und Kreisspiele spielte man deshalb am besten in den Pausen auf dem Schulhof, denn dann waren immer genug Kinder da.
Beliebt waren Versteckspiele, die sich über weite Bereiche des Dorfes oft stundenlang hinzogen, oder »Räuber und Gendarm«. In den verbuschten Sandgruben wurden Buden gebaut und Indianer gespielt - selbstverständlich mit Marterpfahl. Im Wald, der von den Trampelpfaden der spielenden Kinder durchzogen war, wurden »Bunker« gebuddelt oder in Bäumen "Buden" gebaut.
Der Bauernhof selbst war der beste Abenteuerspielplatz. Auf dem Heuboden sprang man von den Dachbalken ins Heu und grub sich Höhlen im Heu. Die Kinder spielten mit den Haustieren und balancierten auf den schmalen Mauern des Rübensilos.
Man hat »aus nichts was gemacht«, man musste sich etwas einfallen lassen und sich kümmern. Spiel und Spaß haben darunter nicht gelitten.
Es gab nur wenig und einfaches Spielzeug. Oft wurde es von den Eltern oder auch von den Kindern selbst hergestellt. Der Traum aller Kinder war deshalb ein eigenes Taschenmesser. Damit konnte man schnitzen, Flöten basteln, Zwillen/Steinschleudern oder Hockeyschläger zurechtschneiden.
Fußball wurde in Straßenschuhen gespielt, die Tore waren mit einfachen Mitteln markiert. Auf dem Sportplatz am Gänsegrund gab es aus einfachen Birkenstämmen aufgestellte Tore - ohne Netz. Um »Auswärtsspiele« mit den Nachbardörfern musste man sich selbst bemühen, der Verein organisierte damals nur Turnveranstaltungen.
Seit 1936 gab es das Schwimmbad in Edesbüttel, das allerdings auf der anderen Seite des Mittellandkanals lag. Man konnte es über die Brücke erreichen oder schwamm kurzerhand durch den Kanal hin. Zeitweise war das Freibad nicht benutzbar, dann wurde im Sommer im Kanal gebadet.
Im Winter waren die Wiesen oft überschwemmt und ergaben herrliche Eislaufflächen. Die Schlittschuhe mussten an den Stiefeln festgeschraubt werden. Das hielt schlecht oder riss die Hacken vom Stiefel ab. Deshalb sicherte man sie zusätzlich mit Lederriemen über Spann und Knöchel.
Im Saal der Alpers`schen Gastwirtschaft (später »Kastanienhof«) wurde geturnt. Der Männerturnverein hatte dort Turngeräte, an denen die Kinder für Turnwettspiele im Kreisgebiet trainieren konnten.
Auf dem Saal bot ein mobiles Kino alle zwei Wochen Kindervorstellungen an. Fernsehen gab es ab 1954 (Fußball WM) vorerst nur in der Gaststätte, und wenn es Abend wurde oder schlechtes Wetter war, spielten meist Oma und Opa mit den Enkeln Karten- oder Brettspiele.
Ungefähr ab den 1960er Jahren kamen dann Spiele wie Hula Hoop, Gummitwist, Federball, Tischtennis und Rollschuhlaufen hinzu.