- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Während der Mittellandkanal, der in den 1930er Jahren gebaut wurde, knapp an der Wasbütteler Gemarkung vorbeiführt, verlief in der Planung des Elbe-Seitenkanals dessen südliches Ende durch die Wasbütteler Feldmark und beanspruchte eine beträchtliche Fläche Wiesen, Wald und Ackerland.
Flurbereinigung wegen des Kanalbaus
Dem Beschluss zum Kanalbau folgte 1969 die Anordnung zur Flurbereinigung. Die gesamte Trasse des Kanals sowie dessen Umgebung mussten weiträumig neu geplant werden. Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion kaufte das Gelände für den Kanal selbst und für Arbeitsflächen auf. Die seitlich liegenden Flächen wurden zur Sandentnahme für die Aufschüttung des Kanaldammes benötigt, aber auch zur Ablagerung von überschüssigem Boden aus dem Mündungsbereich. Diese Flächen wurden nach Abschluss der Arbeiten wieder an Wasbütteler verkauft.
Der Verlust landwirtschaftlicher Flächen konnte relativ zufriedenstellend für die Betroffenen geregelt werden, weil Eigentümer, die ihr Wasbütteler Land nicht selbst bewirtschafteten, es zum Tausch anboten.
Der Kanal unterbrach alte Straßen und Wege nach Calberlah und Edesbüttel. In Richtung Calberlah wurde die Kreisstraße ab der Wassermühle verlegt und über die neue Kanalbrücke geführt. Alle anderen Wege kappte man.
Umfangreicher Wege- und Gewässerplan
Als der Elbe-Seitenkanal 1976 eingeweiht wurde, war das Flurbereinigungsverfahren noch nicht beendet.
Das Braunschweiger Amt für Agrarstruktur erarbeitete in Abstimmung mit dem Vorstand der »Wasbütteler Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung« einen umfangreichen Wege- und Gewässerplan. Darin enthalten waren der Ausbau vieler Feldwege und die Anlage der Biotopflächen entlang der Hehlenriede, die Anlage der Obstbaumwiese an der Horenriede, Pflanzmaßnahmen im Dorf, die Flachwasserteiche entlang der Gravenhorster Riede sowie kleinere Projekte.
Diese Baumaßnahmen wurden im Rahmen der Flurbereinigung mit 70 % öffentlichen Zuschüssen finanziert.
Für die Schaffung des Biotop-Verbundsystems erhielt die »Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung Wasbüttel« 1989 den Feldschlösschen Naturschutz-Preis.
Wasbüttel im Dorferneuerungsprogramm
Im Zuge der Flurbereinigung konnte die Gemeinde durch Flächentausch und Flächenkauf ein zusammenhängendes Areal hinter der Schule und dem alten Sportplatz erwerben. Ab 1983 wurden dort Sportplätze, Sporthalle, Dorfgemeinschaftshaus, Schützenheim, Tennisplätze und Tennisheim gebaut.
1985 wurde Wasbüttel in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen. Dadurch wurde u. a. die Renovierung zahlreicher alter Gebäude gefördert.
Die Planung und Umsetzung aller Maßnahmen gelang so gut, dass Wasbüttel bei viermaliger Teilnahme am Wettbewerb »Unser Dorf soll schöner werden« jedes Mal gute Plätze belegte. 1994 wurde Wasbüttel Kreissieger.
Die »Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung Wasbüttel« wurde nach rund 40 Jahren mit Beendigung aller Maßnahmen aufgelöst. Ein Gedenkstein am Ende der Calberlaher Straße erinnert daran.