- Geschrieben von: Renate Altenkirch
Der Lehrer Walter Stock, der seit 1946 in Wasbüttel unterrichtete, beschäftigte sich mit der Dorfgeschichte und fand 1950 heraus, dass Wasbüttel im Jahr 1022 erstmals urkundlich erwähnt wurde.
In einer flammenden Rede teilte er im Februar 1951 seine Erkenntnisse dem Wasbütteler Gemeinderat und den Vereinsvertretern mit. Er schlug vor, 1952 eine 930-Jahrfeier auf die Beine zu stellen.
Fünf Jahre nach dem Krieg stieß diese Idee auf große Begeisterung, zumal alle Dorfbewohner zu dem Fest beitragen konnten. Das Dorf stellte in gemeinschaftlicher Anstrengung unter Stocks Federführung innerhalb eines halben Jahres eine beachtliche Feier auf die Beine und feierte lieber schon 1951 nachträglich den 900. »Geburtstag«.
Das Fest dauerte vom 4. bis 6. August
Einem ausführlichen Bericht der Allerzeitung vom 6.8.1951 wurden die folgenden Informationen entnommen.
Samstag, 4. August 1951
Den Auftakt am Vorabend bildete der Zug zum Platz am Waisenhaus (Schützenplatz), wo Lehrer Stock die Enthüllung des Gedenksteins1) an die 900-Jahrfeier vornahm und eine Eiche pflanzen ließ. Anschließend bewegte sich ein langer Lampion- und Fackelzug zum Festplatz auf Hotops Wiese. Es folgte ein Kommers.
Sonntag, 5. August 1951
Am Morgen wurden die Dorfbewohner durch den Isenbütteler Posaunenchor geweckt. Am Vormittag wurde das erweiterte Ehrenmal für die Vertriebenen enthüllt und eingeweiht.
Der anschließende Festgottesdienst wurde vom Superintendenten aus Gifhorn, und dem Isenbütteler Pastor Pabst gestaltet.
Die Ortsfeuerwehr hielt in Gegenwart des Kreisbrandmeisters eine Übung ab. Ein Fußballspiel zwischen Wasbüttel und Isenbüttel endete mit dem 1:0-Sieg für Wasbüttel. Vorführungen des Schäferhundevereins Wasbüttel vervollständigten das Vormittagsprogramm.
Nach einem Festakt mit Grußworten und Reden der geladenen Gäste formierte sich nachmittags der lange bunte Festzug, der sich unter den Girlanden und zahlreichen großen Ehrenpforten hindurch durch das ganze Dorf bewegte. Hinter zwei mittelalterlich gekleideten Herolden zu Pferde folgten in langer farbenfreudiger Reihe in bunter Folge die Ehrenjungfrauen, hell gekleidete Mädchen mit Blumenbögen, Ordensritter im Kettenpanzer mit wehenden roten Umhängen, die Abordnungen der Vereine aus den Nachbargemeinden und zahlreiche reich geschmückte Festwagen, die Feuerwehr mit einem großen Fahrzeug, der Kleingärtnerverein mit einem Zwerge geschmückten Wagen, ein Erntewagen aus alter Zeit, Trachtensgruppen, die glänzenden Pferde des Reit- und Fahrvereins Papenteich mit ihren Reitern, um nur einige zu nennen. Im ganzen ein Umzug, wie es ihn Wasbüttel in seiner ganzen 900-jährigen Geschichte vermutlich noch nicht gesehen hat.
Der Nachmittag stand im Zeichen der Vorführungen des Reitervereins Papenteich, und am Abend wurde in den Zelten zu den Klängen der Gifhorner Feuerwehrkapelle getanzt und fröhlich gezecht.
Montag, 6. August 1951
Am letzten Festtag gab es eine Nachfeier der Dorfgemeinschaft mit Preisschießen für die Schuljugend, einem gemeinsames Dorfessen mit mehr als 560 Personen sowie Kindertanz, Preisschießen für Erwachsene und abends Tanz in allen Zelten.